Wisst Ihr, mit welchem Klischee ich mich wieder und wieder konfrontiert sehe? Damit, dass ich in meiner Rolle als Full Time Yogini ja jeden einzelnen Tag morgens, mittags und selbstverständlich auch abends glückselig und hochmotiviert auf meine eigene Yogamatte krabbele. Denn immer, wenn ich Kursteilnehmer*innen, Yoganeulinge, Family oder Friends dazu animiere, sich doch auch mal - zumindest testweise - einer regelmäßigen Yoga- oder Meditationspraxis zu widmen, kommt immer direkt dieses "DU hast leicht reden", "in DEINER Yogablase ist das ja auch alles kein großes Ding" oder "DU machst das ja auch mit links". Falsch! Denn ganz so einfach, wie das von außen betrachtet vielleicht manchmal erscheint, ist es leider nicht. Und genau aus diesem Grund muss ich heute auch mal wieder Tacheles mit Euch reden...
Nach mittlerweile fast zwanzig Jahren in der spirituellen Szene bin ich mir ziemlich sicher, dass es so gut wie niemanden gibt, der nicht immer noch oder zumindest immer mal wieder mit dem eigenen inneren Schweinehund zu kämpfen hat. Und das ist vollkommen in Ordnung, denn wir sind alle nur Menschen. Punkt! Die viel interessantere Frage ist doch, wie man am besten damit umgeht, wenn der Verstand uns wieder einmal vorgaukelt, dass es morgens zu dunkel, mittags zu stressig oder abends zu spät für ein paar Sonnengruß-Runden ist. Steigt man jedes Mal wieder auf's Neue in diese inneren Verhandlungen ein und sucht verzweifelt nach noch mehr Ausreden oder folgt man der Devise "einfach machen"?
Am Anfang geht es - glaube ich - erst einmal darum, zu verstehen, wie unser Geist überhaupt funktioniert. Denn evolutionär bedingt, geht es für uns alle ganz simpel einfach nur darum, zu überleben. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass Ihr auch alle diese Tage kennt, an denen es sich wirklich genau so anfühlt... Aber mal im Ernst: Das, was unserem Verstand in diesem Zusammenhang immer ganz viel Sicherheit gibt, sind alle Formen von Routine, alle Dinge, die immer genau gleich und nach Schema F ablaufen. Bis eine solche Routine aber erst einmal etabliert ist, braucht es jede Menge Disziplin und ggf. auch so etwas wie Anstrengung oder sogar Verzicht. Denn wer schafft es schon, immer alles unter einen Hut zu bekommen? Genau, in den allermeisten Fällen funktioniert das einfach nicht. Das bedeutet, sobald wir uns zum Beispiel vornehmen, unser jeweiliges Morgen- oder Abendritual ein wenig zu verändern, sieht der liebe Verstand, diese Form des Neuen oder Unbekannten erst einmal als Bedrohung an. Sprich, er schenkt dem Vorhaben nur wenig Beachtung oder versucht sogar, es zu sabotieren. Ganz im Sinne von "ist nicht so wichtig", "kann ich mich demnächst drum kümmern" oder halt die Sache mit dem Überleben - Ihr erinnert Euch...
Schon kleine Veränderungen können unheimlich viel bewirken
Um den Geist demzufolge auf die eigene Seite zu holen, macht es total viel Sinn, ihm die ganz großen Pläne in kleinen, gut verdaulichen Häppchen zu präsentieren. Also statt sich vorzunehmen, ab sofort jeden Morgen um 4.30h aufzustehen und sich dem eigenen Sadhana, der persönlichen Yogapraxis zu widmen, den Wecker lieber erst einmal nur fünf oder zehn Minuten früher stellen und mit einer Runde Katze-Kuh oder einer wach machenden Atemübung in den Tag starten. Denn - anderes Beispiel - wenn Ihr Euch vornehmt, einen Marathon zu laufen, startet Ihr ja auch nicht mit der vollen Distanz in das Training, sondern erst einmal mit ein paar lockeren und entspannten Kurzstreckenläufen, die Ihr dann langsam nach und nach steigert, richtig?
Viele berichten mir immer, dass es im Endeffekt an einem Mangel an Zeit scheitert, aber diese Ausrede lasse ich nicht gelten. Denn wenn wir tatsächlich schon mit den uns zur Verfügung stehenden Minuten haushalten müssen, dann bitte nicht so, dass ausgerechnet die Dinge, die uns nähren und stärken, vernachlässigt werden. Im Endeffekt kann ich nur für mich selbst sprechen, aber eine regelmäßige und stetige Yogapraxis kann wirklich zu einer Art Game-Changer werden und lenkt insbesondere auch von dem ganzen anderen Drama - im Außen wie im Innen - ab.
Schluss mit der Selbstsabotage!
Also nichts wie ab auf die Matte und einfach mal ausprobieren, wie es sich anfühlt. Kein Verhandeln, keine Ausreden, einfach machen! Und sobald diese ersten kleinen Schritte mit einem Gefühl von Freude oder Erfolg einher gehen, sollte es auch kein Problem sein, den zeitlichen Umfang ein wenig zu steigern. Denn dann wollt nicht nur Ihr selbst mehr davon, sondern auch Euer Verstand.
Ach ja, und damit ich Euch jetzt nicht vollkommen motiviert aber ideenlos zurück lasse, findet Ihr hier ein paar schöne Beispiele für den Einstieg in eine regelmäßige Praxis. Alternativ könnt Ihr aber auch gerne einfach demnächst mal im Rahmen eines Workshops oder Gruppenkurses vorbei schauen. Und hey, falls Ihr dann doch irgendwann morgens, mittags und abends glückselig und hochmotiviert auf Eure Yogamatte krabbelt, verratet Ihr mir Euer ganz persönliches Geheimnis, versprochen?
#yogaeverydamnday
Kommentar schreiben
Ralf (Samstag, 06 Mai 2023 10:59)
so true �
Denise (Samstag, 06 Mai 2023)
@Ralf, einfach machen ��