Als ich gestern Morgen mit einer ganz lieben Freundin telefoniert habe, überschlugen sich mal wieder die Themen und jede von uns versuchte, der jeweils Anderen im Schnelldurchlauf ein Update der letzten paar Wochen zu übermitteln. Speed Dating unter Freundinnen sozusagen :)
Da wir beide uns im Rahmen einer meiner Ausbildungen kennen gelernt haben (When you know, you know!), landeten wir auch irgendwann - wie immer - bei der Frage, wie denn die eigene Yogapraxis gerade aussieht: Worauf liegt der Fokus? Findet man überhaupt noch regelmäßig den Weg auf die Matte? Und wie fühlt sich das alles nach so langer Zeit eigentlich an?
Hand auf's Herz: Auch bei uns Yogalehrer*innen unterliegt die eigene Praxis einem ständigen Wandel: Mal mehr und mal weniger, mal sportlicher und ein anderes Mal wieder ruhig und entspannt. Und dann gibt es diese ganz besonderen Momente, in denen man sofort wieder weiß, warum man irgendwann diesen besonderen Bund eingegangen ist.
"Ist das Licht des Yoga einmal angezündet, verlischt es nie mehr" B. K. S. Iyengar
Bei dem Wort "Bund" kam mir gerade der Gedanke, dass die Beziehung, die man im Laufe des Lebens zu der eigenen Yogapraxis aufbaut einer zwischenmenschlichen Beziehung gar nicht so unähnlich ist. Beide können einem ein Gefühl purer Glückseligkeit schenken, einen durch dick und dünn begleiten und mal eng und vertraut oder auch unverbindlich und neu sein. Und auch wenn man manchmal vielleicht das Gefühl hat, ihr irgendwie nie so richtig gerecht zu werden, kann man sich ein Leben ohne sie auf keinen Fall mehr vorstellen. Aber was wiegt schwerer? Die Routine oder ist es doch etwas anderes?
Ausgestattet mit einer Steinbock-Sonne muss ich ohnehin immer aufpassen, dass mein Ehrgeiz und mein Streben nach Perfektion nicht mit mir durchgehen. Bezogen auf meine Yogapraxis bedeutet das, ein vernünftiges Mittelmaß zwischen Chaos und Disziplin zu finden und ganz wichtig: die Leichtigkeit nicht zu verlieren! Ich kann mich z. B. noch gut erinnern, als ich mich vor ungefähr vier Jahren zu einer 1.000-tägigen Meditationspraxis committed habe (im Kundalini Yoga sagt man, dass eine ununterbrochene 1.000-tägige Praxis einem die Meisterschaft einer bestimmten Eigenschaft oder Qualität schenkt). Auch da fragte mich die besagte Freundin jedes Mal wenn wir sprachen, ob ich noch dabei sei und mir die Meditation überhaupt noch Freude bereite. Keine Ahnung, wie oft ich damals über diese Frage nachgedacht habe, aber am Ende wollte ich es einfach nur einmal in meinem Leben geschafft haben. 1.000 Tage sind schließlich kein Pappenstiel! Und falls Ihr Euch fragt, wie das Ganze ausgegangen ist: ich habe tatsächlich bis zum letzten Tag durchgezogen, mich zwischenzeitlich sogar noch verzählt, weshalb es schlussendlich sogar noch ein paar Tage mehr waren. Ob ich es noch einmal machen würde? Wahrscheinlich eher nicht, denn bei einem solchen "Projekt" bleibt die Freude irgendwann tatsächlich auf der Strecke und genau in diesem Moment nimmt man der Yogapraxis ihre eigentliche Essenz. Denn worum es auf der Matte wirklich geht, ist etwas ganz anderes. Es geht darum, sich immer wieder auf das zu besinnen, was Yoga eigentlich ist - etwas, das uns unermesslich beschenkt, wenn wir uns wirklich darauf ein- und die Magie der Praxis geschehen lassen.
Ein Gefühl, das man erlebt haben muss
Auch, wenn ich selbst nahezu jeden Tag unterrichte, möchte ich auf meine ganz persönliche Yogazeit nicht verzichten und meistens kann ich auch noch nicht mal genau sagen, wieviele 10er-Karten und Mitgliedschaften ich gerade parallel bei diversen Yogalehrern*innen und Studios unterhalte. Ich genieße es einfach nach wie vor, selbst Schülerin zu sein und mich durch eine Yogastunde führen zu lassen. Und dabei geht es überhaupt nicht darum, 1.000 Tage einer bestimmten Übung zu folgen oder jeden Morgen noch vor Sonnenaufgang auf der Matte zu sitzen. Vielmehr erfreue ich mich - und das vielleicht mehr denn je - an diesem ganz besonderen Gefühl, das sich im Laufe der Praxis immer wieder auf's Neue einstellt. Und genau das war es auch, was mich vor zwei Wochen im Anschluss an eine ganz wunderbare und gleichzeitig schnörkellose Jivamukti-Klasse wieder absolut umgehauen hat. Dieser Moment, in dem immer ausnahmslos alles in Ordnung ist und jede einzelne Zelle zu tanzen scheint. So dermaßen überwältigend, dass mir kurz die Tränen kamen - vor Freude, vor Zufriedenheit, vor Glück! Und all' das dank meiner zweiten großen Liebe im Leben, die - und da bin ich mir 100%ig sicher - nie zu Ende gehen wird!
Könnt Ihr fühlen, was ich meine?
#ganzgrosseyogaliebe
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Astrid Groß (Donnerstag, 18 April 2024 14:21)
Liebe Denise,
ich bin verzückt über deine großartigen Zeilen.
Du bist eine besondere Inspiration für mich. Ich fühle es genau so, besser ist es nicht zu beschreiben. Das Licht ist angezündet. Ich bin sehr dankbar, dass sich unsere Wege vor ein paar Jahren gekreuzt haben.
Yoga verbindet uns ❤️ Astrid
Denise (Freitag, 19 April 2024 10:17)
@Astrid, danke für die lieben Worte! Mein ❤️ hüpft!
Ralf (Samstag, 20 April 2024 16:51)
Ich erinnere mich noch gut an die 1.000 und mehr Mal!
Teilweise an lustigen Orten wie zB im Auto �
Und das Erlebnis vor 2 Wochen: Mega, denn ich war dabei ❤️❤️❤️
Denise (Samstag, 20 April 2024 20:44)
@Ralf, stimmt � da waren ein paar kuriose Situationen dabei. Aber hey, keinen Tag ausgelassen ✌�